Die beste Welt: Roman (German Edition) by Lord Karen

Die beste Welt: Roman (German Edition) by Lord Karen

Autor:Lord, Karen [Lord, Karen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-03-09T16:00:00+00:00


Ein Jahr, fünf Monate und vier Tage nach der Stunde null

Als er an diesem Abend einschlief, dachte er mit einem Lächeln an Delarua, die so bezaubernd erschrocken war, als sie die Verführerin in sich entdeckt hatte, aber dennoch nicht davor zurückgewichen war. Solche Bilder hätten zu schöneren Träumen führen sollen, aber das jüngste Drama hatte andere, düstere Erinnerungen geweckt, die sich nicht verdrängen ließen.

Die Albträume ließen nicht lange auf sich warten.

Er saß auf einem Berg und schaute auf einen vertrauten Ort hinab. In diesem Dorf hatte er einmal gewohnt: Trauben von hellen, glatten Wohnkuppeln, verbunden durch ein Netz von vielfach gewundenen Straßen; grau-grünes Land unter blauem Himmel. Es war nicht der Ort, an dem er zuletzt, aber der, an dem er am längsten gelebt hatte, und die Ereignisse, die ihn zwangen, von dort wegzugehen, hatten ihm zum ersten Mal gezeigt, wie schnell und vollständig ein ganz normales Leben in die Brüche gehen kann.

»Wie fühlt sich das jetzt an?« Ein kleiner Savannenhund saß neben ihm und schickte die Frage mit einer Klarheit in sein Bewusstsein, wie es nur im Traum möglich war. Die traurigen Augen des Tieres ruhten mit leiser Besorgnis auf ihm, während es auf eine Antwort wartete.

»Es ist leer«, sagte er zögernd. »Niemand ist dort mehr am Leben. Nur Gespenster klopfen an meine Seele.«

Schon beschlich ihn eine dumpfe Angst, er ahnte, dass der Traum gleich eine schreckliche Wendung nehmen würde. Tatsächlich färbte sich ein Teil des Himmels schwarz – kein Unwetter, sondern tödliches Gift, das wie Tinte durch die Atmosphäre brodelte und sie verschmutzte.

»Sie sind doch schon tot«, rief er empört. »Wozu muss das jetzt noch sein?«

Der Hund kletterte den Hang hinauf. »Wenn ich du wäre, würde ich von hier verschwinden«, winselte er und sah voll Grauen zu, wie der Himmel immer weiter zerfressen wurde. Er rutschte zurück, zögerte, und flüchtete schließlich hinter Dllenahkh ins hohe Gras.

»Warte!«, rief Dllenahkh und stand hastig auf.

Der Berg zerfiel ihm unter den Füßen, aber das erzeugte nur eine verständliche Furcht. Der wahre Albtraum war der Schein der Sterne, der durch die wachsende Finsternis drang, ein Licht, wie es nur auf leblose Monde fällt.

»Es ist aus und vorbei«, beteuerte er dem Traum und sich selbst. Die unbewohnten Häuser und die leeren Straßen verschwanden in ewiger Dämmerung. Er konnte den Blick nicht von ihnen lösen, obwohl ihm die Füße wegrutschten und er die Hände vergeblich in das lose Erdreich und das trockene Gras krallte, um nicht zu fallen, ins Nichts zu fallen, in alle Ewigkeit zu fallen.

»Wachen Sie auf, Ratsherr.«

Tariks Hand auf seiner Schulter war wie ein rettender Anker. Langsam richtete sich Dllenahkh auf und kämpfte sich von den Resten des Traumes frei. »Was gibt es, Tarik? Was ist passiert?«

Tarik deutete auf Dllenahkhs Terminal, das neben seinem Bett auf dem Tisch lag. »Soeben ist eine Nachricht von Neu-Sadira gekommen. Nasiha war der Meinung, Sie sollten möglichst bald davon erfahren.«

Der Adrenalinstoß machte ihn vollends wach. Er griff nach dem Gerät. »Wissen Sie, worum es geht?«

»Die Kommandantin hält sich penibel an die Geheimhaltungsvorschriften«, erklärte Tarik mit viel zu viel Aufrichtigkeit in der Stimme.



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